Scalottas Terroir

Beitrag in Zusammenarbeit mit Hansjörg Ladurner

Bodenbewusst essen gehen

© Züriplausch, Sarah Blattner und Soil to Soul

Das Restaurant Scalottas Terroir liegt mitten in der Feriendestination Lenzerheide und gehört zum Hotel Schweizerhof Lenzerheide. Das Haus wurde 1911 von der Familie Bergamin erbaut und im Jahr 2001 von der Familie Züllig übernommen. Es wurde liebevoll saniert und dient als Mitarbeiterhaus. Die 1930 angebaute Bündnerstube war ursprünglich ein Fonduerestaurant und im zweiten Lokal entstand das Restaurant La Scala mit italienischen Spezialitäten. Im Zuge von Lärmschutzumbauten wurde aus dem La Scala das Carn&Caschiel, indem sie hochwertige Käsefondues und Bündner Spezialitäten servierten. In der Bündnerstube entstand das Terroirkonzept.

Hansjörg und sein Team servieren Gerichte aus Produkten ihrer Produzent:innen in kleinen Portionen. Der Gast stellt sich nach Lust und Laune sein eigenes Menü zusammen. Ihre Karte setzt sich aus regionalen Produkten zusammen und wird dem Angebot angepasst. Sie verwenden dabei auch Tiere (Murmeltiere), welche zur Bestandsregulierung zwar geschossen, aber selten den Weg auf den Teller finden, sondern entsorgt werden. Ihre Gerichte werden mit selbstgesammelten Wildfrüchten und -kräuter verfeinert. Natürlich haben sie auch ihr Getränkeangebot angepasst, mit Schwerpunkt Graubünden, Schweiz und nahem Ausland, ohne dabei dogmatisch zu sein.

© Dolores Rupa

Durch die Tisch-Abstände während Coronakrise haben sie das Terroirrkonzept in die Räumlichkeiten des Carn&Caschiel verlegt und behalten dies nun bei. Die Bündnerstube wird für Gruppen bis zu 20 Personen angeboten. Seit nunmehr fünf Jahren bearbeiten sie einen eigenen Acker in Lain auf rund 1300 m. ü. M., dort wird in Zusammenarbeit mit drei Bio- Bauern (Marcel Heinrich, Andrea Parpan und Bruno Hassler) nach alter Sitte Kartoffeln, Mais, Roggen, Gerste, Mohn, Brotklee und anderes angepflanzt. Der Boden wird sanft mit den Pferden von Bruno Hassler bearbeitet, die Kartoffeln werden in Permakultur unter Mulch gezogen und bei allen anderen Kulturen gibt es Untersaaten. Selbstredend haben sie einen Blühstreifen mit Klatschmohn, Buchweizen, Kornblumen, Lein und anderen insektentauglichen Pflanzen. Die Idee hinter dem BergAcker ist es nicht, als Selbstversorger dazustehen, sondern den Bauern aufzuzeigen, dass es anstelle der hochsubventionierten Milchwirtschaft auch andere Möglichkeiten der Lebensmittelproduktion gibt. Seit letztem Jahr hat Hansjörg auch Bienen im BergAcker. Ebenfalls haben sie seit vier Jahren sechs Bienenstöcke, welche Hansjörg zusammen mit der Imkerin Regula Mani betreut. Der Honig wird in ihrer Küche verarbeitet und zum Teil vor Ort und im Schweizerhof verkauft.

“Unser Ziel ist es, einen möglichst kleinen Fußabdruck bei möglichst hohem Genuss zu hinterlassen.”

Hansjörg Ladurner (Küchenchef)
© Tina Sturzenegger

IHRE FOKUSTHEMEN

Saisonale und regionale Küche
Die Produkte für die Scalottas-Küche werden von Produzent:innen in der Nähe bezogen und werden je nach Angebot entweder frisch verwenden, eingekocht, fermentiert, getrocknen oder tiefgekühlt.

Foodwaste / Lebensmittelverwertung
Sie schätzen die Arbeit und die Produkte ihrer Produzent:innen und kennen die Mühe und Leidenschaft hinter der Produktion. Sie verarbeiten alles Sinnvolle, sowohl beim Tier, als auch bei Pflanzen. Durch ihr Konzept (Kleine Portionen und der Gast wählt selbst, was und wieviel er essen möchte) bleibt auf den Tellern höchst selten ein Rest. Selbstverständlich nehmen sie bei Obst und Gemüse bevorzugt Ware, die nicht den „Normen“ entspricht. Der Geschmack ist wichtiger als das Aussehen.

Bio-Produkte und/ oder andere nachhaltige Labels
Fast alle unsere Produzenten produzieren unter einem Label (Bio, Demeter ecc.) Dies ist aber nicht eine Vorgabe. Menschen mit gleichem Gedankengut finden sich. Ein Label allein reicht nicht, um mit uns arbeiten zu können. Biogemüse aus Kenia ist genauso Schwachsinn, wie Gemüse aus dem Treibhaus in der Schweiz.

Vegetarische / Plant Based Küche
Hansjörg und sein Team kochen Alpine Küche, die über Jahrhunderte hinweg pflanzenbasiert (Breikost) war. Fleisch gab es im Herbst/Winter, als Grossvieh geschlachtet wurde und bei den kühlen Temperaturen gelagert werden konnte.
Rund die Hälfte ihrer Gerichte auf der Karte ist vegetarisch und wechselt je nach Angebot und Saison. Sie kochen im Scalottas Terroir keine veganen Gerichte, da alpine Küche von Rahm, Milch, Ei und Käse lebt. Zudem lehnen sie alle Produkte ab, welche unter komplexen Arbeitsschritten aus guten Pflanzenprodukten schlechte Fleischimitate machen.

Verwendung von frischen und gering verarbeiteten Lebensmittel
Sie verwenden nach Möglichkeit das Lebensmittel in seiner Ganzheit und verarbeiten es weiter. Abschnitte werden, soweit sinnvoll weiterverarbeitet oder als Tierfutter/Dünger verwendet.

Enge Beziehung zu regionalen Produzent:innen
Die meisten Produzenten kennt Hansjörg seit Jahren/Jahrzenten. Sie sind nicht nur Partner, sondern auch Freunde. Diese Partnerschaft ermöglicht ihnen auch das Entwickeln von neuen Produkten oder die Umsetzung unkonventioneller Ideen.

Verwertung des ganzen Tieres
Hansjörg hat Bauern, welche für ihn Tiere grossziehen, nach seinen Vorstellungen und Vorgaben. Er kennt die Tiere also meist zwischen 18 Monaten (Schweine), Ziegen und Schafe(6 Monate bis 8 Jahre), Hühner (rund 4 Jahre), Yaks (ebenfalls rund 4 Jahre), weiss wie sie aufwachsen, begleite sie zum Metzger und gibt jedem Tier das Versprechen, das Beste aus ihnen zu machen. Bei ihnen ist das Ragout- oder das Siedfleisch ein Edelstück. Filet oder Entrecôte kommen nie alleine auf den Teller, immer in Begleitung mit einem Schmorstück.

Faires Arbeitsklima & Entlohnungssystem & Wohl der Mitarbeiter:innen
Als Teil des Hotel Schweizerhof Lenzerheide sind sie auch Teil eines Betriebes, bei welchem die Wertschätzung des Mitarbeiters nicht nur auf dem Papier besteht, sondern täglich gelebt wird.

Nachhaltigkeit bei Küchen- und Restaurantausstattung geachtet
Dies ist für Hansjörg eine Selbstverständlichkeit. Sie legen Wert auf Langlebigkeit und Effizienz bei Einrichtung und Geräten. Tische und Stühle in der Bündnerstube stammen aus dem Eröffnungsjahr 1930.

IHRE PRODUZENT:INNEN

  • Marcel Heinrich

    Bezug von Ackerbohnen, Ackerbohnenmehl, Filisurer Bergkartoffeln und Saatgut

    Mit Marcel Heinrich arbeitet Hansjörg Ladurner schon seit über 10 Jahren zusammen, Marcel baut in Filisur nebst seinen Bergkartoffeln auch Getreide, Ackerbohnen, verschiedene Obstsorten (Hochstamm) an und hält rhätisches Grauvieh, Pferde, Hühner und vieles mehr auf dem Hof. Er ist ein Vorreiter in der regenerativen Landwirtschaft und Partner beim BergAcker.
  • Marco Giovanoli

    Bezug von Rauchkastanien und Mascarplin

    Die Art, Kastanien mit Rauch haltbar zu machen, entstanden im Bergell vor Jahrhunderten aus der Not heraus, um die Kastanien im feuchtwarmen Klima haltbar zu machen, denn bildeten diese Früchte doch die Nahrungsgrundlage für den Winter. Marco Giovanoli bewirtschaftet rund 70 Bäume. Etwa 1,5 Tonnen Kastanien werden geräuchert, der Rest dient als Kraftfutter für seine Tiere. Aus der Milch der Hinterwälder macht seine Frau Heidi den wohl besten Mascarplin.
  • Irene Parpan

    Bezug von Holzofenbrot

    Seit über 10 Jahren backt Irene Parpan im Ofen des Backhauses in Zorten Brot für uns. Das Getreide stammt von der Genossenschaft GranAlpin und wird nach der Rezeptur von Hansjörg gemischt. Befeuert wird der Ofen mit Holz aus dem eigenen Wald, welches ihr Mann Andrea Parpan, auch Partner beim BergAcker, fällt, sägt und spaltet.
  • Marléne und Jörg Brügger

    Bezug von Trockenfleisch

    Als eine der letzten ihrer Art, trocknet die Familie Brügger in Parpan nach alter Tradition Fleisch. Ohne Klimaräume, ohne Zusatz von Zucker, mit viel Fachwissen und noch mehr Liebe zum Handwerk, entsteht aus frischem Fleisch ein Trockenfleisch der Extraklasse. Das Scalottas verarbeitet ganze Tiere und ein Teil dieses Fleisches geht direkt zur Fleischmanufaktur Brügger nach Parpan. Durch die Trocknung erhalten sie Monate später ein einzigartiges Produkt, das ist Konservierung auf höchstem Niveau.
  • Bruno Hassler

    Bezug von Schafen und Ziegen

    Als Kleintierbauer nutzt Bruno Hassler in Zorten alte Ställe, die nicht mehr den Anforderungen der heutigen Grosstierhaltung entsprechen. Damit rettet er diese Gebäude vor dem Verfall. Seine Ziegen- und Schafherde besteht aus alten Rassen und wird von Herdehunden vor dem Wolf geschützt. Bruno Hassler ist zudem Partner im BergAcker und hilft mit seinen Pferden bei der Bodenbearbeitung.
  • Andreas Züllig

    Bezug von Früchten und Nüssen

    Im Garten seines Hauses in Maienfeld hat der Gastgeber, Andreas Züllig ein Paradies an Hochstammobstbäumen. Zwetschgen, Äpfel oder Quitten reifen hier in der Sonne des Rheintales ohne Einsatz von Spritzmitteln. Was nicht von Herrn Züllig zu Konfitüre verarbeitet wird, landet bei Scalottas auf der Karte.
  • Lindenhof Gemüse

    Bezug von Gemüse

    Das meiste Gemüse im Scalottas Terroir wird von der Familie Good in Mels ohne Kunstdünger und Einsatz von Pestiziden angebaut. Auf den Teller kommt, was auf dem Feld wächst und wenn die Ernte z.B. bei Tomaten, Peperoni und der gleichen gross ausfällt, dörren sie diese oder kochen sie ein, als Vorrat für den Winter.

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