Der Waldspaziergang ist eine gesunde Tradition

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Der sonntägliche Waldspaziergang mit der Familie hat schon immer etwas für sich:
Der Wald tut uns nicht nur seelisch, sondern auch körperlich gut. Wir sollten ihn viel öfter besuchen.

Sich im Wald aufzuhalten, mag nicht besonders aufregend sein – dafür wirkt es heilend auf den gestressten menschlichen Körper. Dies haben vor einigen Jahren japanische Forscher nachgewiesen, worauf sich der in Japan geprägte Begriff des Waldbadens zu einer weltweiten Karriere aufmachte.

Wie so oft, wenn etwas der Seele gut tut, wird darum viel Tamtam gemacht. Mal ernsthaft: Wer braucht wirklich einen Kurs in «Achtsamkeit im Wald» und muss sich von jemandem zeigen lassen, wie man Bäume umarmt? Auch in der Schweiz werden zahlreiche Weiterbildungen darin angeboten, wie man anderen Menschen die korrekte Nutzung des Waldes als Quelle der Erholung beibringen kann. Man ist dann zertifizierter Achtsamkeitlehrer mit Vertiefung Waldbaden – also ganz ehrlich: Mit etwas Feingefühl kann man das für sich selbst ganz gut ohne Anleitung entdecken.

Warum genau tut der Wald uns so gut? Nun, das Gefühl der Geborgenheit und der Zeitlosigkeit, das wir im Wald empfinden, senkt Puls und Blutdruck, hilft der Immunabwehr auf die Sprünge und sorgt nur schon durch die verlangsamte, vertiefte Atmung für gesteigertes Wohlbefinden. Wer schon einmal an einem Arven-Kissen geschnüffelt hat weiss auch um die beruhigende Wirkung von Terpenen, wie sie im Harz von Nadelbäumen vorkommen und den Bäumen als Botenstoffe zur Kommunikation untereinander dienen. Diese Wirkung wurde für Wälder in Japan nachgewiesen und sie macht wohl einen Teil der Anziehungskraft des Wanderns im Engadin aus. Aber auch ohne Harzduft in der Luft ist das Waldklima für unseren Körper und unsere Seele positiv. Und mit Sicherheit gibt auch der Baumwurzeln und den Mycel-Netzwerken der Pilze durchwobene Waldboden Stoffe ab, die unserem Körper wenn nicht unmittelbar, so doch mittelbar gut tun. Kein Wunder also, gibt es in Japan für den ziellos schlendernden, verlangsamten Spaziergang durch den Wald einen eigenen Begriff, nämlich Shinrin-Yoku oder eben Waldbaden – wie vielerorts zu lesen ist, wird dies gestressten Seelen sogar ärztlich verschrieben.

Die Kunst daran ist natürlich, dass man sich nicht joggender- oder velofahrenderweise durch die Wälder bewegt, sondern das Tempo bewusst senkt, dass man sich auf die Betrachtung der Farbwelten des Waldes und seiner vielfältigen Strukturen einlässt; auch mal länger stehenbleibt und die Augen schweifen lässt, mit den Fingern ein Stück Rinde erkundet, der Stille nachlauscht und mit geschlossenen Augen durchatmet. Wie in Berichten über Waldbadekurse zu lesen ist, wird einem im Rahmen solcher Veranstaltungen beigebracht, wie man sich ein «Waldtatoo» auf den Unterarm legt und es dem Wald anschliessend wieder zurück gibt; oder wie man buchstäblich Bäume umarmen geht als wäre man die Karikatur eines Umweltschützers. Das wäre dann wohl das Pro-Level. Unser Vorschlag: Sonntags einfach wieder mal raus aus der Stadt und ausserhalb der letzten Siedlung nach dem S-Bahnhof den nächsten Waldweg nehmen – mal sehen, wo er hinführt. Es gibt immer etwas zu entdecken.



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