Hanni Rützler präsentierte in Zürich ihren Food Report 2022

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Die Bregenzer Ernährungsforscherin und Autorin macht in ihrem jährlichen Food Report wichtige Tendenzen in Lebensmittelproduktion und Gastronomie sichtbar. Eingeladen von Soil to Soul, war Hanni Rützler am 19. Mai zur Präsentation des neusten Reports im Zürcher Papiersaal – vor vollem Haus!

Wer sich für Kulinarik und Ernährung interessiert, ist mit dem Namen Hanni Rützler vertraut. Mit Leidenschaft und journalistischem Gespür befindet sie sich das ganze Jahr auf der Suche nach anrollenden Trends in der Lebensmittelbranche und deren Peripherie. Wenn der darauf basierende Food Report dann jeweils erscheint, geht eine Welle durch die Medien – Rützler erkennt und erforscht, was JournalistInnen in aller Regel meist erst als Bauchgefühl wahrnehmen. Dann interpretiert sie das Potenzial der erkannten Trends, einzelne Branchen oder sogar die gesamte Gesellschaft verändern zu können.

Medienbranche und Lebensmittelmenschen sind interessiert

Das interessiert nicht nur Medienmenschen, sondern auch die Kulinarikbranche und natürlich die ProduzentInnen von Lebensmitteln. Als Soil to Soul am 19. Mai zum Treffen mit Hanni Rützler zu einer exklusiven Preview lud, war das ein lang ersehntes Stelldichein von GastronomInnen, Food-ExpertInnen und JournalistInnen, die sich über ein Jahr hinweg kaum mehr getroffen hatten – Hanni Rützler konnte die fröhliche Stimmung dann auch noch mit spannenden Insights aufwerten.

Die Ghost-Kitchen war ein Volltreffer

Dass sie ein hervorragendes Gespür für Trends hat, beweist übrigens das Kapitel «Ghost Kitchens» aus dem letztjährigen Report – kaum war er draussen und man sprach im deutschsprachigen Raum erstmals über das damals noch rare Phänomen der Ghost Kitchen, schlug Corona ein und so manches Restaurant wurde über Nacht zur Geisterküche, die Gäste zuhause zu erreichen versuchte. «Ghost Kitchens werden nicht mehr weggehen und unser Verhältnis zum Auswärtsessen verändern», bekräftige Rützler in Zürich noch einmal.

Was steht an?

Natürlich ist es schwer bis unmöglich, das neue Kompendium von Hanni Rützlers Recherchen in ein paar Sätzen zusammenzufassen. Beeindruckend ist, wie sie sich auf Pandemie-Bedingungen eingestellt und deren Auswirkungen sozusagen live erforscht hat – es galt, die Auswirkungen von Corona auf unsere Ernährung gültig zu erfassen und zu beschreiben. Deshalb folgen hier wichtige Punkte in Bulletpoints – wer mehr wissen will, kann den Foodreport online beziehen unter www.futurefoodstudio.at Hanni Rützler macht übrigens keine Prognosen – «ich habe keine Glaskugel» – und keine «Phänomenologie des Neuen», also keinen Lifestyle-Journalismus. Ihre Motivation ist das Interesse am kulturellen Wandel und ihre Mission ist das Erkennen von Problemen sowie das lösungsorientierte Nachdenken darüber.

Die wichtigsten Insights aus dem Referat von Hanni Rützler

Transparenz, Nachhaltigkeit und Qualität bleiben im Zentrum: Diese grossen Trends in der Ernährung bleiben bestimmend. Eine wachsende Anzahl Menschen will wissen, woher Lebensmittel stammen und mit welchen Mitteln sie produziert wurden. Einschränkung: Es ist nicht sicher, dass dieser Trend jemals für die gesamte europäische Gesellschaft bestimmend wird.

Corona machte Essen zum Taktgeber des Alltags: Viele Menschen haben die Zeit der Shutdowns auch genossen und werden es sich nicht nehmen lassen, auch in Zukunft die Familie am Tisch zu versammeln. Daraus wird aber kein gesamtgesellschaftlicher Megatrend. «Grab and Go» wird wieder gang und gäbe sein, sobald die Pandemie medizinisch im Griff ist.

Corona machte Bruchstellen in den Lieferketten und der Gesellschaft sichtbar: Corona war eine Gesundheitskrise und keine Wirtschaftskrise. Trotzdem hat eine bestimmte Gruppe von Menschen mehr unter Corona gelitten als andere. Und das sind die, welche die Nachschubketten am Laufen halten mussten. Im Kapitel «Forced Change, Desired Results» wird beschrieben, wie die alte Industriewirtschaft an ihre Grenzen stösst. «Das strikte, streng lineare Effizienzmodel ist in eine Sackgasse geraten.»

Good Food, Good Mood: Essen hat einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf unseren Körper, unsere Psyche und deren Gesundheit. Diese Einsicht wird in gewissen Kreisen immer mehr an Gewicht gewinnen und Kaufentscheide beeinflussen. Im Report 2022 wird einsichtsreich auf einzelne Mikrotrends in diesem Bereich eingegangen und ein Blick auf den Megatrend «Plant Based» geworfen.

Zero Waste ist im Kommen: Auch wenn es anstrengend ist – Food Waste wird von immer mehr privaten wie staatlichen Akteuren mit Leidenschaft bekämpft und auch tatsächlich verringert. Hier gilt es, gegen geltende Sachzwänge anzutreten und nicht locker zu lassen. Der Report nennt wie immer spannende Best-Practice Beispiele, zum Beispiel die Antiwaste-Plattform Too Good to Go – gibt’s auch in der Schweiz.

Local Exotics: Ein Leben ohne Ingwer oder Zitrusfrüchte ist möglich, aber sinnlos, um hier einmal den berühmten Satz von Loriot zu paraphrasieren. Deshalb werden immer mehr einst exotische Produkte dort angebaut, wo ihre Konsumenten leben. Bio-Ingwer, Kurkuma oder Zitronen? Gibt’s auch aus der Schweiz! Mit einer viel besseren CO2-Bilanz.

Wir hoffen, euch mit diesen paar Punkten aus Hanni Rützlers 2022er Food Report Lust auf mehr gemacht zu haben – es gibt spannende Takeaways für alle aus der Branche zu gewinnen. Übrigens: Auch hier bei Soil to Soul verfolgen wir stetig wichtige Trends in der Welt der Ernährung. Wir freuen uns über jeden zusätzlichen Newsletter, den wir verschicken dürfen.