Landwirtschaftliche Böden bewahren und Klimaschutz ist das Gleiche

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Ackerland ist bei weitem nicht nur Erdboden, auf dem mehr oder weniger zufällig etwas wächst. Wie unsere Haut oder unser Darm ist er von nützlichen Mikroorganismen bevölkert. Und bindet dadurch jede Menge C02.

Seit wir Menschen sesshaft wurden, haben wir den Boden mit immer raffinierteren Werkzeugen bearbeitet. Schliesslich wurde die Stickstoff-Düngung erfunden (bekannt als Haber-Bosch-Verfahren, Synthese von Ammoniak aus atmosphärischem Stickstoff und Wasserstoff) und mit ihrer Hilfe die Produktivität der Landwirtschaft um Grössenordnungen verbessert – ohne Stickstoff-Dünger wäre es niemals möglich gewesen, die Anzahl Menschen zu ernähren, die heute auf der Erde leben.

Wie wir alle wissen, hat das auch negative Konsequenzen. Denn der Mensch will nicht nur essen und sich bewegen, auch sein Essen muss sich um die Welt bewegen, um dort zu landen, wo die Leute leben. Die fossilgetriebene Mobilität von Lebensmitteln und Personen wiederum hatte zur Folge, dass wir nun vor der Klimaproblematik stehen; und zusammen mit den mittlerweile übernutzten Böden führen die mit der planetaren Erwärmung verbundenen Trockenzeiten und Stürme auch noch zu jeder Menge Erosion – der nutzbare Boden, auch als Humus bekannt, wird immer dünner und gibt immer weniger her.

Dabei wäre der Humus, auf dem unsere Lebensmittel angebaut werden, eine für den Klimawandel äusserst wertvolle Kohlenstoffsenke, also eine Möglichkeit, atmosphärisches CO2 im Boden zu binden. Dies passiert durch die vielen Mikroorganismen, die abgestorbenes organisches Material der Atmosphäre entziehen und im Humus binden. Je stabiler diese Huminstoffe sind, umso fester und länger bleibt der Kohlenstoff als organische Bodensubstanz gebunden. So zu lesen im Faktenblatt «Boden und Klimawandel» von der Schweizer Vereinigung der Bodenschutzfachleute Cercle Sol.

Wie können wir Humus zurückgewinnen?
Regenerative Agrikultur oder Permakultur ist die bisher einzige schlüssige Antwort auf diese Fragestellung. Denn mit ihrer Hilfe kann Humus wieder aufgebaut werden, sogar dort, wo er durch industrielle Landwirtschaft verloren gegangen ist. Und solcher Wiederaufbau ist dringend nötig – denn natürlich können wir noch vorhandenes Ackerland noch besser nutzen, aber die Anzahl verfügbarer Quadratkilometer, die bleibt mehr oder weniger gleich.

Was kannst du als Privatperson für den Boden tun? Bio-Lebensmittel sind etwas in Verruf geraten in letzter Zeit – aber tatsächlich ist die Kreislaufwirtschaft des Bio-Betriebs ganz offensichtlich auch für den Humus besser. Weitere wichtige Massnahmen zugunsten des Bodens: Vermeidung von wasserunduchlässigen Belägen («Versiegelung»), Entsiegelung bereits verschlossener Beläge, Teilentsiegelung von Park- und öffentlichen Plätzen, Begrünung von Strassenräumen, Plätzen, Dächern und Fassaden.