Nur anschaffen, was wirklich gebraucht wird: Königsweg zur Ressourcenschonung

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Das unbestimmte Gefühl, mehr zu verbrauchen als nötig – wer kennt es nicht? Leute, die sich dem Minimalismus als Lebensstil verschreiben, setzen beim eigenen Konsum an, um ihr Leben ressourcenmässig zu optimieren.

Wer erinnert sich noch an Marie Kondo, die Prophetin der Lebens-Entrümpelung? Ausgangs der Zehnerjahre wurde sie weltberühmt mit ihrem Denkansatz, alle Objekte aus dem Leben zu entfernen, die einem nicht auf Dauer Freude bereiteten – man benötige ohnehin nichts anderes.

In der wohlstandsverwöhnten Schweiz füllten sich im Zug der Kondo-Mania die Brockenhäuser mit hochwertigen Altlasten, und namentlich während der Pandemie wurde «aufgeräumt» wie verrückt. Und manche glauben, so etwas habe mit einem ressourcenschonenden Lifestyle zu tun. Aber weit gefehlt – indem man Dinge entsorgt, die man schon länger nicht mehr gebraucht hat, wird man im eigenen Zuhause trotzdem wieder Bedarf erzeugen nach Dingen, die schmücken, die momentane Freude machen und Prestige verleihen oder in einem bestimmten raren Moment doch zu etwas Bestimmtem taugen. Die Möbelhäuser des Westens schrieben im ersten Corona-Jahr schöne Umsatzzuwächse in ihre Bücher.

Ausleihen statt kaufen
Nein, aufgeräumtes Leben à la Kondo ist nicht nachhaltig, weil es nicht zu Ende gedacht ist und weil die Menschen nun mal anfällig sind für Dinge, die auch nur momentanen Spass bereiten. Die Lebensschule des Minimalismus dagegen befasst sich mit dem Thema, unnütze Dinge konsequent gar nicht erst anzuschaffen. Das wird rasch sehr konkret: Braucht wirklich jeder Haushalt eine Schlagbohrmaschine, einen Akkuschrauber, Mal-Utensilien um einen Raum zu streichen und sechs verschiedene Jogamatten? Natürlich ist das nicht der Fall – ein besser geplanter Einsatz oder das Ausleihen selten benötigter Dinge wäre für solche Sachlagen viel schlauer. Braucht man ein Auto? Kaum, wie man in den Städten und den Garagen des Landes sieht, stehen die Dinger meistens nur rum, bis sie irgendwann für einige Stunden Freizeitverkehr benötigt werden (Stau, man kennt es). Und wie es aussieht, gibt es derzeit einen kleinen Trend zum Minimalismus.

Das deutsche Zukunftsinstitut hat zu diesem Thema unter dem Titel «Die neue Achtsamkeit» eine Studie verfasst. Sie beschäftigt sich mit Menschen, die den Aspekt des übermässigen Ressourcenverbrauchs in ihrem Leben ernsthaft angehen wollen und deshalb nicht «in unendlicher Schleife von Produkt zu Produkt, sonden von alternativen Geschäftsmodellen lebt.» Minimalisten, so die Zusammenfassung, basieren ihr Handeln auf Peer-to-Peer-Economie (Tausch-Ökonomie unter Gleichberechtigten) und können somit das herkömmliche merkantile Denken unterlaufen. Wir sehen ja schon länger, dass diese Denke zu einem nicht nachhaltigen Verbrauch an Ressourcen führt. Wer wirklich an einem heiklen Punkt anfangen will, macht dies übrigens beim Einkaufen: Nirgends kann man mit weniger Aufwand einen grösseren Effekt erzielen. Die Unverpackt-Läden in unseren Städten helfen beim Vermeiden von Food- und Packungswaste, und natürlich ist Liefernlassen in Wegwerfpackungen von sich aus ein No-Go. Dein Minimalismus wird sich am schwindenden Volumen deines Haushalts-Abfallsacks messen lassen müssen. Von da geht es weiter zum Einkauf von Kleidern, die sämtlich dauerhaft sind und zueinander passen über das Reisen in der Region und mit nachhaltiger Energie. Und natürlich: Wer sich darauf einlässt, sollte auch darauf achten, nicht zu versauern.

So hat der Minimalismus zwei Vorreiter, Ryan Nicodemus und Joshua Fields. In ihrem Blog «The Minimalists» beschreiben sie regelmässig, wie man ein Leben ohne haufenweise Zeug führen kann – und trotzdem Spass daran hat. Gemäss eigenen Angaben helfen sie über 20 Millionen Menschen dabei, ihr Ressourcen-Verbrauchsprofil zu verbessern. Ein E-Book mit Tipps gibt es gratis zum Downloaden. Und als Ergänzung zahlreiche Spiele, in denen man sich auf spassige Weise miteinander messen kann. Lohnt den Versuch!