Pura Verdura: Engagierte und preisgekrönte Zürcher Genossenschaft

02. Feb 2023 Gastbeitrag von : Pura Verdura - Simone Busch
Magazin

Die Genossenschaft Pura Verdura wurde 2019 gegründet. Seither bauen die Mitglieder zusammen mit einem erfahrenen Gartenteam ihr eigenes Gemüse im Kreis 8 in Zürich an. Nebst einer hervorragenden Ernte konnte Pura Verdura 2022 auch einen Preis «einfahren». Das gibt Motivation für das kommende Betriebsjahr.

Ob Bohnen, Spinat oder Mangold: Bei Pura Verdura kommt das Bio-Gemüse direkt vom Acker in die Küche. Die junge Zürcher Genossenschaft bewirtschaftet seit 2020 ein Feld bei der Gartenanlage Lengg sowie drei kleine Folientunnel bei der Psychiatrischen Universitätsklinik unterhalb vom Balgrist. 2022 kam nochmals eine Fläche beim Quartierhof Wynegg in Riesbach hinzu. Gehegt, gepflegt und geerntet wird das alles von einem dreiköpfigen Gartenteam und den Genossenschaftsmitgliedern. Eine siebenköpfige Betriebsgruppe kümmert sich um organisatorische Fragen. Claudia Keller, die für die Kommunikation zuständig ist, erklärt: «Wir merken, dass saisonales und lokales Bio-Gemüse sehr gefragt ist. Mittlerweile gibt es sogar eine Warteliste für unsere 180 Ernteanteile.»

Alle packen zusammen an
Das Konzept von Pura Verdura heisst: Solidarische Landwirtschaft. Dabei werden die Mitglieder nicht nur Teil der Genossenschaft und zahlen einen jährlichen Beitrag, sondern packen vor allem tatkräftig mit an. An acht Halbtagen pro Jahr helfen sie auf dem Feld mit und erhalten dafür im Sommer wöchentlich und im Winter alle zwei Wochen eine Tasche voll mit Gemüse. «In der Regel sind es so fünf bis sechs verschiedene Sorten – je nachdem, wie das Wetter mitspielt», erklärt Claudia Keller. Meistens kommt am gleichen Tag geerntetes Gemüse in die Taschen. «Quasi frisch aus der Erde gezogen – das sieht und schmeckt man und das ist der Unterschied zum Supermarkt-Produkt.» Die Taschen werden jeweils donnerstags an insgesamt acht Depots in den Stadtkreisen 1, 7 und 8 geliefert – u.a. zum GZ Riesbach, Klusplatz, Tiefenbrunnen, Balgrist oder nach Witikon. «Wir bieten auch die Möglichkeit, das Abo mit anderen Mitgliedern zu teilen», so Keller. Das lohne sich für diejenigen, die nicht so viel Gemüse benötigen oder den Jahresbeitrag nicht allein finanzieren möchten. Für diejenigen, die aus Zeitgründen keinen Arbeitseinsatz leisten können, gibt es neu auch eine begrenzte Anzahl an so genannten «stillen Abos». Diese kosten etwas mehr, dafür muss nicht auf dem Acker mit angepackt
werden.

Engagiertes Gartenfachteam
Ein fest angestelltes Team, bestehend aus Gärtner Noe Schlatter und den beiden Gärtnerinnen Rose Hiquet und Silvia Bianchi, plant den Anbau für das jeweilige Betriebsjahr, berechnet Düngermengen und kümmert sich darum, dass die Bewässerung optimal eingestellt ist und die Rüebli zur richtigen Zeit, im richtigen Abstand gesät werden. Zudem leiten sie die Genossenschaftsmitglieder bei ihren Einsätzen an. «Man braucht als Mitglied keine Erfahrung mit ökologischem Gemüseanbau zu haben. Wir erklären gerne, worauf es ankommt, etwa was Unkraut ist und was frisch gekeimte Zwiebeln sind oder auf welcher Höhe der Rucola am besten geschnitten werden soll», sagt Noe Schlatter. Seine Kollegin Rose Hiquet ergänzt: «Vieles kann bei uns von Hand gemacht werden, ohne fossile Energie – sei es Setzlinge pflanzen, säen oder Unkraut jäten.» Allerdings gehe es auch nicht ganz ohne Maschinen. «Seit einem Jahr mieten wir einen Traktor, vor allem, um den Boden für die Gemüsebeete vorzubereiten. Hinter dem Steuer dürfen allerdings nur wir drei vom Gartenteam sitzen», lacht Noe Schlatter. 

Förderung der Biodiversität
Schon seit der Gründung arbeitet Pura Verdura eng mit dem Verein «Natur im Siedlungsraum – NimS» zusammen, um durch Trockensteinmauern, Asthaufen, Pflanzungen einheimischer Sträucher und Wildblumen sowie dem Sensen der Grünflächen die Biodiversität zu fördern. Jonas Landolt, Geschäftsführer des Vereins und ebenfalls Mitglied von Pura Verdura sagt: «Die aufgewerteten Ackerflächen wurden von Mauereidechsen, Erdkröten sowie etlichen Wildbienen und Schmetterlingen besiedelt. Besonders gefreut haben wir uns über die Entdeckung der seltenen Senf-Blauschillersandbiene.» Das zeigt, dass sich das gemeinsame Engagement lohnt und biologische Gemüseproduktion und Biodiversitätsförderung Hand in Hand gehen.

Vernetzung im Quartier
«Wir möchten mit Pura Verdura, nicht nur etwas für die Förderung der Biodiversität und den Anbau von lokalem Gemüse tun, sondern auch die Menschen im Quartier zusammenbringen», betont Claudia Keller. Denn ob beim gemeinsamen Pflanzen, Jäten, Ernten oder Abpacken – auf dem Acker begegnen sich Menschen, die sich für die Natur in ihrer direkten Umgebung engagieren und die wissen wollen, woher das Gemüse stammt, das sie essen. Da am Acker Wynegg ein beliebter Spazierweg vorbeiführe, bekämen viele Anwohner:innen auch indirekt einen Eindruck davon, wie solidarische Landwirtschaft funktioniere, so Keller. Komme hinzu, dass Pura Verdura mit dem Quartierhof Wynegg zusammenarbeitet, unter anderem in der Anzucht von Jungpflanzen oder zur gemeinsamen Nutzung von Maschinen und Räumlichkeiten.

Innovativ und nachhaltig
Für ihren besonderen Einsatz wurde die Genossenschaft Pura Verdura kürzlich sogar ausgezeichnet: Sie erhielt den Award für Innovation und Nachhaltigkeit, den das Zürcher Medienunternehmen Tsüri.ch zusammen mit SENS Suisse und der Hochschule für Wirtschaft Zürich HWZ vergeben hat. «Wir haben uns riesig über die Auszeichnung gefreut und danken allen Unterstützer:innen sowie unseren Mitglieder:innen herzlich», freut sich Claudia Keller. «Der Preis spornt uns an, weiter mit vollem Elan auf den Acker zu gehen, um zusammen mit den Genossenschaftler:innen eine hoffentlich gute Ernte einzufahren.»

Jetzt Pura Verdura kennenlernen

Am 4. Februar 2023, ab 14:00 Uhr, lädt Pura Verdura zu einem Kennenlern-Anlass mit Glühwein beim Quartierhof Wynegg ein. Alle sind herzlich willkommen!

Anmeldung unter kommunikation@puraverdura.ch

Weitere Informationen zu Pura Verdura gibt es auf puraverdura.ch. Dort können sich Interessierte schon jetzt auf die Warteliste für das kommende Betriebsjahr setzen lassen, das am 1. April 2023 startet.