Schritt für Schritt zur Kreislauf-Wirtschaft

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«Es gibt keinen Abfall, nur ungenutzte Ressourcen»: Diese Maxime machen sich innovative Zürcher Unternehmen zu eigen, wenn sie Food- und anderen «Waste» zu neuen Produkten umnutzen – das Modewort dafür heisst Upcycling.

Wer sich am Morgen seinen Kaffee zum Mitnehmen bestellt, wird sich kaum darüber Gedanken machen, was an Ort und Stelle zurückbleibt: Neben dem freundlichen Barista sind das pro Kafi immer auch etwa 16 Gramm Kaffeesatz. Wo viel Kaffee verkauft wird, fällt das ganz schön ins Gewicht. Und Kaffeesatz – unsere Mütter wussten es noch – sollte keinesfalls als Abfall verbrannt werden. Er besteht aus wertvoller Zellulose, die leicht kompostierbar ist.

Den Wert des «Rückstands» erkannt hat das Team hinter dem Zürcher Startup Zwinglipilz. Es hat sich nach dem Reformator benannt, weil es ebenfalls eine Reformation starten will, und zwar im Bereich der Kreislaufwirtschaft. Gegründet wurde das Unternehmen von den Brüdern Phil und Yves Aarab. Sie sammeln nicht nur Kaffeesatz ein und verwenden diesen als Substrat für die Zucht verschiedener Seitlinge (eine immer beliebtere Zuchtpilzsorte). Sie nehmen den Partnerunternehmern auch die in grosser Zahl anfallenden Plastikeimern (z.B. für Konfi) ab, um die Pilze darin zu züchten. Sind die Eimer einmal mehrmals verwendet und taugen nicht mehr für den Einsatz in der Zucht, wird der Kunststoff in Filamente für 3D-Drucker umgewandelt. «Unser Ziel ist eine Zero-Waste-Produktion auf allen Stufen mit einem komplett geschlossenen Kreislauf», lassen die beiden Brüder auf ihrer Webseite verlauten. Zwinglipilz gibt’s übrigens auch für zuhause – in einem speziellen Sack und im Rahmen eines überschaubar komplexen Verfahrens lassen sich die Seitlinge auch zuhause ziehen.

Mit Kreislaufwirtschaft befasst sich eine weitere Zürcher Firma, nämlich Fluid Solids an der Hohlstrasse. Hier wird aus allerlei Überbleibseln von Landwirtschaft und anderen Produktionsketten ein Granulat hergestellt, das ganz leicht verflüssigt, geformt und dann schön fest wird in der Form, die man sich wünscht. So entsteht zum Beispiel neues, kompostierbares Besteck für eine bessere To-Go-Kultur. Seit 2011 sind bei Fluid Solids Chemiker, Materialingenieure und Kunststofftechnologen daran, die Welt zu einem weniger abfallbelasteten Ort zu machen. Fluid Solids ist eine flexible Technologie, mit der verschiedenste biobasierte und fast alle zellulosehaltigen Reststoffe verwertet werden können. Hergestellt wird daraus ein sogenanntes Biokomposit, das die verschiedensten Formen annehmen kann. Ins Leben gerufen wurde Fluid Solids vom Zürcher Designer Beat Karrer, die Firma ist heute an der Hohlstrasse in einem Cluster für innovative Firmen domiziliert und man wird von Fluid Solids in Zukunft spannende News hören. Wer neugierig ist, kann das Besteck bereits im NZZ am Bellevue testen.

Schön zu sehen, dass die Kreislaufwirtschaft von der Schweizer Freude am Erfinden profitieren kann – und dass die neuen Produkte am Ende ganz locker wieder zu fruchtbarer Erde werden können.