SLOW WINE – DAS NETZWERK DER HÜTER:INNEN VON TRADITION UND GESCHMACK

13. Jan 2022 Gastbeitrag von : Slow Food Schweiz - Tabea Diener
Magazin

Slow Wine ist eine Bewegung und ein Netzwerk für Winzer:innen, die sich für den Schutz der Biodiversität, der Authentizität und der Tradition engagieren. Es umfasst in der Schweiz aktuell 62 Mitglieder.

Die Slow Wine-Vereinigung wurde im Jahr 2018 im Rahmen der Bio-Agri gegründet. Die Mehrheit der damals anwesenden Mitglieder hat entschieden, dass nur zertifizierte oder in Umstellung befindliche handwerkliche Bio-Produzent:innen sowie Produzent:innen mit dem Bio Suisse- oder dem Demeter-Label an der Slow Wine Switzerland-Bewegung teilnehmen dürfen. Jedoch können handwerkliche Produzent:innen, welche dieses Kriterium nicht erfüllen, mit der Zustimmung des Vorstandes der jeweiligen Regionalgruppe aufgenommen werden, vorausgesetzt sie respektieren die Slow Wine Philosophie und leben sie in ihrer Produktionsweise.
Aus diesem Treffen heraus wurde eine Charta erstellt, die Folgendes unterstreicht:

Slow Wine positioniert sich nicht als Label, sondern als Gemeinschaft, welche die Werte von Slow Food lebt: Gut, sauber und fair. Es ist eine Gemeinschaft, welche sich für dieselben Ziele einsetzt, das heisst umweltfreundlicher, nachhaltiger Anbau und Bewahren der Authentizität und Tradition.

Die handwerklichen Produzent:innen verpflichten sich deshalb, proaktiv diese Werte umzusetzen und zu fördern. Sie erzählen von ihrem eigenen Terroir, nehmen an unseren nationalen Slow Food Märkten und internationalen Veranstaltungen teil, vermarkten ihren Wein zu gerechten Preisen und ermutigen Kolleg:innen, ihrem Beispiel zu folgen. So gibt es viele schöne Geschichten auf unserer Website zu entdecken, wie zum Beispiel diejenige von der Winzerin Nora Breitenschmid vom Bioweingut Sitenrain:

«Wir produzieren nur Bio-Weine. Aus Prinzip. Wir lieben und leben nachhaltig und kultivieren ausschliesslich robuste Rebsorten. Die Sorten-Wahl ermöglicht es uns, trotz suboptimaler klimatischer Bedingungen die Vorgaben für die biologische Weinbereitung zu erfüllen. Die hochwertigen Sitenrain-Weine sind das Resultat der bevorzugten Lage am Vierwaldstättersee, der sorgfältigen Arbeit im Rebberg und im Keller und dem Mut, mit neuen Sorten moderne Weine zu keltern, die überzeugen».

Nora Breitschmid vom Bioweingut Sitenrain

Marco Casanova von CasaNova Wein Pur

Die Wichtigkeit insbesondere von gesunden Böden ist unseren Winzer:innen wie Marco Casanova von CasaNova Wein Pur aus Walenstadt (SG) nur allzu bewusst: «Der Boden ist das Werkzeug zu allem …» In anschaulichen Worten wird dies durch Enrico Antonioli aus Mont-sur-Rolle unterstrichen: «Dank der Gründüngung duften die Böden nach Unterholz und die Reben gedeihen - wunderschön! So findet die Pflanze im Boden alles, was sie für ein ausgeglichenes und gesundes Wachstum braucht.»

In der Zwischenzeit hat auch Slow Food International ein Manifest verfasst und mit dem Ziel, ein globales Netzwerk zu schaffen, die «Slow Wine Coalition» ins Leben gerufen. Dieses Netzwerk soll alle Akteure der Weinindustrie vereinigen: Nicht nur die Winzer:innen, sondern auch Weinhändler:innen, -verkäufer:innen, Gastronom:innen, Journalist:innen sowie Blogger:innen.

Das Manifest legt eine Reihe von Prinzipien für den Weinbau, die Agronomie und die Önologie fest und geht dabei auch auf den Schutz der Biodiversität, den Wert der Kulturlandschaft und die Beziehung mit den Menschen ein, die direkt im Weinberg und in der Kellerei arbeiten. All diese Themen sind heute von äusserster Dringlichkeit und stehen in engem Zusammenhang mit der grossen Herausforderung der Klimakrise, welche die Welt des Weines massgeblich beeinflusst.

Slow Food ist seit langem an vorderster Front mit dabei, diese Probleme anzugehen. Gemeinsam wollen wir das Bewusstsein für guten, sauberen und fairen Wein verbreiten. Ziel ist, im Weinsektor eine Veränderung herbeizuführen, angetrieben durch die Werte der Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit, des Schutzes der Landschaften und des ländlichen sozialen und kulturellen Wachstums. Die Rolle des Weines kann nicht länger ausschliesslich hedonistischer Natur, das heisst gebunden an die reine Freude am Geschmack, sein.

Das erste grosse Meeting der Slow Wine Coalition findet vom 26. Februar bis 1. März 2022 in Bologna (Italien) statt. Die Messe Sana Slow Wine präsentiert die Slow Wine Fair, das internationale Treffen von Winzer:innen, Branchenfachleuten und Liebhaber:innen mit Diskussionen, Geschmackserlebnissen und Walk-Around Tastings. Gemäss den drei Grundpfeilern des Slow-Wine-Bündnisses - ökologische Nachhaltigkeit, Schutz der Landschaft und soziokulturelles Wachstum des ländlichen Raums - werden Delegierte aus verschiedenen Ländern ihre Ansichten und Erfahrungen austauschen und eine langsamere Zukunft für den Weinsektor ebnen.

Die Slow Wine Coalition ist eine internationale Gemeinschaft, welche auf dem Willen basiert, sich mit den grossen Herausforderungen unserer Welt für die Zukunft unserer Erde auseinanderzusetzen: Der Klimakrise, wirtschaftlichen Turbulenzen und sozialer Gerechtigkeit. Und wir sind stolz, mit dem Slow Wine Netzwerk in der Schweiz Teil dieses internationalen Projektes zu sein.

Ein grosses Dankeschön an Tabea und Slow Food Schweiz!