Trockenheit in der Schweiz – Transformation vorantreiben!

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Wer gerne im Schweizer Mittelland mit dem Velo auf Wald- und Feldwegen unterwegs ist, hat es seit einigen Jahren gut: Es fällt kaum mehr jemals Schnee bis in die Niederungen. In den letzten Wochen wurde es allerdings auffällig, dass man nicht nur fast den ganzen Winter unterwegs sein konnte. Mit seinem Gravel-Bike zog man mittlerweile regelrechte Staubwolken hinter sich her – so völlig ausgetrocknet sind die Wege momentan.

Historisch einmaliger Schneemangel
In der Woche 8/23 ist dann zwar endlich wieder einmal etwas Regen gefallen. Doch dieser hilft der aktuellen Trockenheit nicht ab, denn der gesamte Winter war von einem historisch einmaligen Schneemangel geprägt. Bei Meteo Schweiz ist zu sehen, dass besonders im Osten die Lage kritisch ist. Dass der gesamte Winter zu warm war, ist ja offensichtlich. «Landesweit betrachtet fiel in den vergangenen zwölf Monaten weniger Niederschlag als in der Norm 1991-2020 über den gleichen Zeitraum. In manchen Regionen fehlt ein Viertel oder gar die Hälfte einer durchschnittlichen Niederschlagsmenge über die Monate März-Februar», schreibt das Schweizer Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie auf seiner Webseite. Und weiter: «Es war in Genf über die letzten zwölf Monate hinweg seit Messbeginn noch nie trockener als heute. So ist es auch inneralpin in Engelberg und Davos. Am Messstandort in Zürich/Fluntern belegt der aktuelle 12-Monats-Zeitraum Rang 2. In Lugano ist es mit Rang 4 seit 159 Jahren ebenfalls enorm trocken.»

©swisstopo ©MapTiler ©OpenStreetMap contributors ©Meteo Schweiz

Wieder ein trockener Sommer?
Noch vor wenigen Jahren haben zahlreiche Menschen die Existenz eines Klimawandels rundweg abgestritten; die meisten von ihnen haben mittlerweile eingesehen, dass die Veränderung stattfindet. Jedoch glauben sie nicht daran, dass die menschliche Abhängigkeit von fossiler Energie dafür verantwortlich sei. «Klimawandel gab es schon immer», heisst es dann gerne, «da gewöhnen wir uns schon dran.» Und ja, natürlich werden wir uns daran gewöhnen, das Problem ist nur: Wenn Spaniens Wetter plötzlich in der Schweiz stattfindet, verwandelt sich Spanien – ein wichtiger Lebensmittellieferant für das nördlichere Europa – über kurz oder lang in eine Wüste. Und auch bei uns hat der Mangel an Feuchtigkeit Konsequenzen, denn unsere Wälder, die eigentlich so wichtige CO2-Senken wären, halten die Trockenheit nicht gut aus.
Wie geht es weiter? Nun, die Meteorologie lässt sich auf keine Prognosen ein, die länger als einen Monat Gültigkeit haben. Weil jedoch die Luft ganz allgemein wärmer geworden ist und warme Luft mehr Feuchtigkeit aufnehmen kann, ohne auszuregnen, kann sich die Konsequenz jeder ausrechnen. Es wäre überhaupt keine Überraschung, wenn uns 2023 nach 2018, 2020 und 2022 ein weiterer heisser, viel zu trockener Sommer ins Haus stünde. Ein Problem, das anscheinend bei den Klimamodellen in der Vergangenheit zu wenig berücksichtigt wurde: Wenn der Boden sehr ausgetrocknet ist und kein Wasser mehr daraus verdunsten kann, nimmt die Hitze nochmals zu.

Regenerative Agrikultur könnte akute Probleme lösen
Wir bei Soil to Soul sind keine Alarmisten und wollen uns nicht das Leben mit traurigen Prognosen sauer machen. Es ist vermutlich auch nicht belegbar, dass die aktuelle Trockenheit ganz direkt mit dem Klimawandel zu tun hat – vielleicht ist es auch einfach ein Ausreisser. Sicher ist aber, dass uns (und zum Beispiel auch die Bauern in Norditalien!) die Dürre zu einem ungünstigen Zeitpunkt trifft. Weil der Klimawandel eben fortschreitet – wir haben ja bisher noch sehr wenig dagegen getan. Desto wichtiger ist für uns alle das Bewusstsein, immerhin mit unserem eigenen Konsum etwas gegen die Folgen der Erwärmung tun zu können. Und zwar, in dem wir unsere Lebensmittel bei Produzenten einkaufen, die auf regenerative Agrikultur setzen. Solcherart genutzte Böden sind viel besser in der Lage, mit geringeren Mengen an Feuchtigkeit umzugehen, weil die Krume nie nackt dem Wind und der Sonne ausgesetzt ist. Oder weil die Landwirt:innen zum Beispiel Pflanzenkohle in den Boden einarbeiten, die Wasser und Nährstoffe binden kann. Im kommenden Herbst könnt ihr wieder Produzentinnen und Produzenten kennen lernen, die sich die Lage zu Herzen genommen haben. Und bis dahin hoffen wir auf ausreichend Regen, auf dass der obige Text nur ein Gedankenspiel bleiben möge. Let’s go!

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