Artenvielfalt ist eine Investition und kein Luxus

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Ein Ökosystem ist nur lebensfähig, wenn viele unterschiedliche Arten darin leben können. Sie sind voneinander abhängig via die Nahrungskette, aber auch über symbiotische Verhältnisse – wir Lebewesen können nicht ohne einander. Kein Wunder, steht in der Schweizer Bundesverfassung, dass die Artenvielfalt von Fischen, wild lebenden Säugetieren und Vögeln erhalten gehört.

Tatsächlich gilt die Schweizer Landwirtschaft in dieser Hinsicht international als vorbildlich. Das hat einerseits mit der klein gekammerten Landschaft zu tun, die sich für industriellen Anbau schon mal schlecht eignet. In grossen Agrarländern dagegen wird in gigantischen Monokulturen Weizen, Mais und Soja angebaut, was zu Bodenerosion und Gewässerverschmutzung durch die nötigen Unkrautvernichter führt.

Die gute Stellung der Schweiz liegt ebenfalls daran, dass die Landwirtinnen und Landwirte vom Bund verfassungsgemäss seit vielen Jahren dabei unterstützt werden, die Artenvielfalt auf dem von ihnen bewirtschafteten Land zu erhalten. Der Bund bezahlt beispielsweise für das Anlegen sogenannter Blühstreifen und den Anbau vielfältigen Saatgutes, damit der Boden nicht ausgelaugt wird. Weiter gibt es Unterstützung dafür, dass der Boden ganzjährig mit Pflanzen bedeckt ist und nicht brach liegt, was zu Abtrag durch den Wind führen würde und die Artenvielfalt im Boden gefährdet.

Im vergangenen Jahr hat ein internationales Team von Forscherinnen und Forschern über 5000 Studien ausgewertet auf der Suche nach Belegen für die Wirksamkeit solcher Anstrengungen. Und sie wurden fündig: «Zwei Drittel der Studien zeigten, dass eine hohe Artenvielfalt in Anbaugebieten positive Auswirkungen auf den Ertrag der Bäuerinnen und Bauern hatte», schreibt der «Schweizer Bauer» und bezieht sich auf eine Pressemitteilung des beteiligten Schweizer Forschungsinstituts Agroscope. Es konnte aber nicht nur mehr geerntet werden: Auch der Wasserhaushalt im Boden wurde verbessert. Positiv sei weiter, dass mehr Insekten einen Lebensraum fanden, was bestäubende Insekten begünstigt und den «Marktanteil» von schädlichen Insekten reduziert. Auch der Boden wurde reicher an nützlichen Mikroorganismen. Nur in 15 Prozent der Fälle hätten Anstrengungen zur Erhöhung der Artenvielfalt negative Auswirkungen gehabt: Dies habe daran gelegen, dass die Massnahmen nicht korrekt den jeweiligen Standorten angepasst worden seien. Hier muss noch weiter geforscht werden.

Fazit: Wer regional und saisonal einkauft, hilft unseren LandwirtInnen wie auch den lokalen Ökosystemen und leistet einen kleinen Beitrag dazu, dass der industrielle Landbau nicht noch weiter überhand nimmt.