Mehr Pflanzen für bakterielle Artenvielfalt

Magazine

Wir Menschen tun vieles für unser Wohlbefinden aus Intuition. Das Grün von Topfpflanzen beispielsweise sorgt in unserem Wohn- und Arbeitsräumen – oder dem, was wir Home Office nennen – traditionell für so etwas wie «gute Stimmung». Grün heitert auf, heisst es. Aber wie sich kürzlich herausstellte, ist mehr dahinter als nur Dekoration und das Gefühl, seinen Wohnraum mit einem anderen – wenn auch schweigsamen – Lebewesen zu teilen.

Ein Forschungsteam in der österreichischen Stadt Graz hat sich nämlich damit befasst, was sich auf den Blättern unserer Zimmerpflanzen für Mikroben ansiedeln. Und fand heraus, dass auch Pflanzen ein Biom besitzen, genau wie unser Darm oder der Erdboden für eine unüberschaubare Zahl nützlicher Mikro-Organismen einen Lebensraum darstellen.
Wie im Wissenschaftsblog scilog (scilog.fwf.ac.at) zu lesen stand, nahm das Team um Professorin Gabriele Berg von der TU Graz Grünlilien, Bananenstauden und Drachenbäume unter das Mikroskop, um das Pflanzen-Mikrobiom zu erforschen. «Wir haben rund eine Million Bakterien und 1'000 Pilze pro Quadratzentimeter Blattfläche gefunden», liess Berg verlauten. Diese wirkten sich auf die Pflanzengesundheit aus, sorgen jedoch auch für ein gesundes mikrobielles Raumklima. Indem das Team einige Pflanzen unter sterilen Bedingungen wachsen und seine Mikroben gewissermassen «ausatmen» liess, konnte man sogar feststellen, dass dieses Mikrobiom sich in der Pflanzenumgebung ausbreitet und die Pflanze nützliche Bakterien mithin ihrem Umfeld zugänglich macht – «ein positives Superspreading», wie die Forscherin sagte. Denn eben: Auch wir sind auf die Zusammenarbeit mit nützlichen Bakterien angewiesen, und mehr vorhandene Arten bedeutet auch mehr mögliche Nützlinge. Man sollte immer daran denken, dass in unserem Darm rund zwei Kilo Bakterien nützliche Arbeit tun, indem sie Nährstoffe aufspalten und die gesamte Flora gesund erhalten helfen!

Das Forschungsteam erkannte bei der Arbeit weiter, dass wir Raum-Biome vielerorts falsch managen: Beim Putzen mit immer den gleichen Reinigungsmitteln ziehen wir resistente Bakterien heran – und zwar die von der unerwünschten Sorte. Das ist besonders in Spitälern gefährlich. Aber auch bei uns zuhause sollten wir lieber etwas öfter, dafür mit wenig giftigen, möglichst gut abbaubaren Produkten putzen und diese auch mal wechseln. So bleibt die bakterielle Artenvielfalt auf Dauer höher. Und das ist grundsätzlich immer eine gute Nachricht. Also her mit den Pflanzen, und sei es nur eine Mini-Sammlung genügsamer Kakteen für Leute, die beim Verteilen der Grünen Daumen zu kurz kamen!